Die Projektdokumentation Soziale Herkunft und Bildung: Literarische Zugänge

Dank der vom Hessischen Kultusministerium zur Verfügung gestellten Sondermittelim Förderbereich 2 „Entwicklung von Kooperationen/Aufbau von Supportstruktu-ren mit HESSENCAMPUS“ wurde unter Federführung des Bildungswerks der Ver-einten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) im Lande Hessen e. V. dieses Projekt im Jahr 2023 durchgeführt.

Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Gas- und Energiekrise haben in den letzten Jahren strukturelle soziale Ungleichheiten deutlich gemacht. Wäh-rend Menschen mit niedrigem Einkommen in der Corona-Pandemie Einkommenseinbußen erlitten haben, erwies sich das Vermögen als stabil. Der Krieg in der Ukraineund die damit verbundene Inflation belasten insbesondere Menschen mit geringem Einkommen. Die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hat den Rechtsextremis-mus, den Klimawandel und die soziale Spaltung als die drei wichtigsten Herausforderungen für Deutschland beschrieben. Bei den Befragten mit geringem Einkommen war die soziale Spaltung die wichtigste Bedrohung. Um diese Entwicklungen zu diskutieren und die Lebenssituation und Anliegen von Menschen aus der modernen Arbeiter*innenklasse, die in Armut leben oder ein geringes Einkommen haben, wieder mehr in den Fokus zu rücken, entwarfen wir eine
Veranstaltungsreihe mit zwei Online- und einer Präsenzveranstaltung zum Thema.

In Anlehnung an die prominente Literatur im Bereich der Bildungsaufsteiger*innen warfen wir literarisch einen Blick auf Herkunftsmilieus und verfolgten das Ziel, soziologische und sozialpolitische Analysen mit autobiografischen Erfahrungen zu verknüpfen.

In der ersten Veranstaltung las Julia Friedrichs aus ihrem Buch „Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können“. Anhand von Porträts von Menschen aus der modernen Arbeiter*innenklasse sowie lebhaften Schilderungen über ihre Recherchen und Gespräche mit den interviewten Menschen machte sie einen spannenden Auftakt der Veranstaltungsreihe. Das Publikum erfuhr mehr überihren Begriff von „Working Class“, ihre Sichtweise auf literarische Zugänge und im
spezifischen Schreiben, sowie Erkenntnisse und Entwicklungen der Autorin seit Veröffentlichung des Buches.

In der zweiten Veranstaltung waren drei Gäste geladen:
1. Betina Aumair, die gemeinsam mit Brigitte Theißl den Sammelband „Klassenreise.
Wie die soziale Herkunft unser Leben prägt“ (ÖGB-Verlag) herausgegeben hat.
2. David Prinz, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Soziologie an der Philipps-Universität Marburg, der den Beitrag „Ein Unfall. Autosoziobiografisches Fragment“ im Sammelband „Klassenfahrt. 63 persönliche Geschichten zu Klassismus und feinen Unterschieden“ (hrsg. von Frede Macioszek und Julian Knop, editionassemblage)
veröffentlicht hat.
3. Amari Shakoor, Lehrkraft im Vorbereitungsdienst an einem Gymnasium. Amari Shakoor hat im Band „Klassenfahrt“ den Text „Happy End – Wo die guten Filme aufhören. Klassismus und seine Spätfolgen“ veröffentlicht. Die drei Gäste erzählten jeweils über ihre Bücher und Texte und lasen teilweise auch Abschnitte vor. Im Gespräch ging es um die Texte selbst, die jeweiligen biografischen Erfahrungen hinsichtlich ihrer sozialen Herkunft und um das Schreiben.

Die dritte Veranstaltung stellte ein Schreibworkshop in Kassel dar, der von Betina Aumair geleitet wurde. Die Teilnehmenden wurden dazu angeregt, mithilfe von kreativen Schreibmethoden über ihre Kindheit und Vergangenheit nachzudenken und Gemeinsamkeiten zur Klassenherkunft mit den anderen Teilnehmenden zu
besprechen. In dieser Dokumentation haben wir die Ergebnisse der jeweiligen Veranstaltung zusammengefasst.

ver.di Bildungswerk Hessen e.V.